Erster KI-Nachwuchs-Workshop des ZKIL war ein großer Erfolg

Thomas Martinetz und Jörg Barkhausen begrüßen die Teilnehmer

Gewinnerteam mit Fabienne Aust (Institut für Psychologie 1), Johannes Liebenow (Institut für IT-Sicherheit), Ian Pösse (Institut für Telematik), Franz Dreßler (Institut für Pathologie), Benjamin Gebel (Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie) und Riccardo Kranzusch (Klinik für Radiologie und Nuklearmedzin).

Mitte August fand der erste KI-Nachwuchs-Workshop des ZKIL in den media docks in Lübeck statt. Die Zielsetzung dabei war, junge talentierte Nachwuchswissenschaftler*innen aus den Bereichen Medizin und Informatik zu vernetzen und für gemeinsame Projekte zum Thema "KI in der Medizin" zu begeistern. Jedes ZKIL Mitglied durfte dazu eine(n) Nachwuchswissenschaftler*in entsenden und so konnten die ZKIL Sprecher Thomas Martinetz und Jörg Barkhausen am frühen Nachmittag 34 junge Talente in den Lübecker media docks begrüßen.

Horst Hahn, Leiter des Fraunhofer MEVIS Instituts in Bremen, hat in seinem Keynote-Vortrag einen ausführlichen und interessanten Einblick zum Thema "KI in der Medizin" gegeben. Dabei ging er nicht nur auf die bestehenden Herausforderungen und Chancen ein, die die Digitalisierung im Bereich der Medizin mit sich bringt, sondern er erläuterte auch verschiedene medzinische Anwendungsfälle und mögliche zukünftige Entwicklungen. Insgesamt ein hervoragender Überblick, der den Teilnehmern das enorme Potential von KI in der Medizin aufzeigte, ohne aber die bestehenden Hürden zu verschweigen.

In den folgenden Kurzvorträgen berichteten Nachwuchswissenschaftler aus den Bereichen Medizin und Informatik über ihre aktuellen Forschungsprojekte. Malte Sieren (Klinik für Radiologie) und Dominik Mairhöfer (Institut für Neuro- und Bioinformatik) stellten zu Beginn das KI-SIGS Anwendungsprojekt "Digitaler Röntgenassistent" vor, bei dem es um die KI-basierte Qualitätsbeurteilung von Röntgenaufnahmen geht. Neben den inhaltlichen Aspekten haben sie auch das Zusammenspiel von Medizinern und Informatikern erläutert und wie diese in dem interdisziplinären Projekt miteinander kommunizieren, als Team agieren und fachliche Diskrepanzen minimieren.

Leopold Schawe von der Klinik für Hämatologie und Onkologie berichtete in seinem Vortrag über seine Erfahrungen in dem Projekt MCEA ("Medical Cause and Effects Analysis"). Das Projekt verfolgt die Zielsetzung, ein intelligentes Assistenzsystem zu entwickeln, das auf der Basis von Wissenmodellierung und maschinellem Lernen Mediziner*innen bei ihrer täglichen Arbeit unterstützt. Wie der Weg dorthin aussieht, erläuterte Leopold Schawe am Beispiel des Anwendungsfalles der Diagnose einer systemischen Mastozytose, einer Erkrankung bei Kindern und Erwachsenen, die durch zu viele Mastzellen im Körper hervorgerufen wird und nur sehr schwer erkannt wird.

Jonas Osburg vom Institut für Robotik und Kognitive Systeme komplettierte mit seinem Vortrag zum Thema "Robotergesteuertes Ultraschallsystem für periphere Arterienkrankheiten" die Reihe an Kurzvorträgen. Dabei erhielten die Workshop Teilnehmer*innen einen hervoragenden Einblick, wie moderne Verfahren der KI in einem bildgebenen Medizinsystem eingesetzt werden können, um einen Roboterarm autonom zu führen.

Die Durchführung von Projekten ist ohne eine finanzielle Förderung häufig unmöglich. Der damit verknüpfte bürokratische Aufwand für Ungeübte jedoch ein Dschungel aus Dokumenten und Anforderungen. Daher stellte Werner Solbach, ehemaliger Dekan der Medizinischen Fakultät und Vertrauensdozent der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die verschiedenen Fördermöglichkeiten der DFG vor. Er erläuterte zahlreiche Details der Antragstellung und gab wertvolle Tipps, um eine positive Begutachtung zu erzielen.

Den Höhepunkt des Tages bildete ein Ideenwettbewerb, bei dem die Teilnehmer in sechs interdisziplinären Teams in 45min Projektideen entwickeln sollten, die sie in einem fünfminütigen Kurzvortrag, ein sogenannter Pitch, der Jury und den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern präsentierten. Insgesamt überzeugten alle Teams und zeigten sich kreativ sowie innovativ bei der Ideenfindung. Dabei reichten die Anwendungfelder von der Augenheilkunde über die Chirurgie und Urologie bis hin zur Patientenübergabe und Notaufnahme. Das Zusammenspiel von Medizinern und Informatikern klappte in diesem kurzen Zeitraum hevorragend, und so wurden bei allen Projektideen sowohl medizinische als auch technische Aspekte adressiert. Am Ende war es eine knappe Entscheidung zu Gunsten der Patientenüberwachung in der Notaufnahme, um Fehleinschätzungen beim Erstkontakt zu vermeiden und die Mediziner*innen vor Ort bei ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Das Siegerteam durfte sich über einen 300€ Gutschein für eines der besten Lübecker Restaurants freuen und kann die Vernetzung somit auf kulinarische Weise fortsetzen. Wir gratulieren den Siegern Fabienne Aust (Institut für Psychologie 1), Johannes Liebenow (Institut für IT-Sicherheit), Ian Pösse (Institut für Telematik), Franz Dreßler (Institut für Pathologie), Benjamin Gebel (Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie) und Riccardo Kranzusch (Klinik für Radiologie und Nuklearmedzin).

Jörg Barkhausen resümmiert: "Der Ideenworkshop hat mir besonders viel Spaß gemacht. Die engagierte Zusammenarbeit von Medizinern und Wissenschaftlern aus der MINT Sektion hat perfekt funktioniert und tolle Projektideen hervorgebracht." Thomas Martinetz ergänzt: "Unser Workshop ist in dieser Form vermutlich einmalig in Deuschland. Nachwuchs-Mediziner und Nachwuchs-Informatiker entwickeln gemeinsam Ideen für KI-Anwendungen in der Medizin. Es sind sehr interessante Ergebnisse rausgekommen, die auch weiterverfolgt werden."

Insgesamt kam der Workshop bei allen Beteiligten sehr gut an und kann somit als ein großer Erfolg bezeichnet werden. Insbesondere das große Engagement und die aktive Beteiligung aller Teilnehmer*innen bestärkt das ZKIL Team in  dem Vorhaben, zukünftig weitere solcher Workshops für Nachwuchwissenschaftler anzubieten und somit die Grundlage zu legen, dass Lübeck seine Rolle als einer der führenden deutschen Standorte für den Einsatz von KI in der Medizin festigen kann.